Manchmal lohnt es sich, sich auf die Warteliste eines ausgebuchten Seminars setzen zu lassen. So bin ich letztes Wochenende unerwartet in den Genuss der Basis-Ausbildung "Yin Yoga" von Stefanie Arend in den farbenfrohen Räumlichkeiten von Lord Vishnus Couch in Köln gekommen. Rund 35 TeilnehmerInnen an meiner Seite.
Im Sog der Schwerkraft
Am Anfang stand eine intensive Yin Praxis: Zweieinhalb Stunden probierten wir uns in spezifischen Yin Asanas, in denen der Fokus explizit auf Muskelentspannung liegt. Bis zu fünf Minuten wird
jede Position gehalten, Namen wie Halbmond, liegende Katze, Frosch... geben vielleicht eine Idee davon.
Statt sich im Yang zu verausgaben, wurde es um uns herum von Asana zu Asana immer stiller. Die Entspannung knisterte im Raum und ergriff eine Teilnehmerin so sehr, dass sie ihren Atemimpuls kaum
noch folgen wollte, wie sie sagte. Keine gute Idee! Schließlich geht es auch hier um Konzentration und den Fokus auf Wahrnehmen und Fühlen. Man gibt sich komplett der Schwerkraft hin und
überlässt die Muskeln sich selbst. Klingt einfach, ist aber eine große Herausforderung. Denn der natürliche Impuls die Muskelkraft aktiv zu steuern wird hier im besten Sinn des Wortes nur
langsam "gebrochen". Je länger man hält desto mehr spürt man sichin die Entspannung hinein.
Faszien
Wie Fischer ihre Fischernetze gleichmütig zu flicken verstehen, in dem sie geschickt die Knoten lösen und alte Löcher vernähen, gibt Yin Yoga dem Netz aus Faszien, das unsere Muskeln umspinnt, auf sanftem Weg eine heilsame Struktur zurück. Verklebungen werden gelöst, neue Bindegewebs-"Fäden" gesponnen.
Stefanie Arend, die bei Paul Grilley in die Lehre ging, nahm uns mit in die Welt der Meridiane und des Chi's, die Lebensenergie, die durch unsere Energiebahnen fließt. Krankheiten können
laut Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) dann entstehen, sobald zu wenig bzw. zu viel Chi durch den Körper fließt. Yin Yoga so der Gedanke - balanciert diesenFluss der Lebensenergie
aus, indem Blockaden gelöst werden.
Dazu ist es hilfreich zu wissen, wo die Energiebahne liegen und welche Organe mit welchen Bahnen verbunden sind. Dann lässt sich eine zielgerichtet Yin Sequenzen entwickelt, die
beispielsweise auf Leber-, Nieren-, Herz- oder Lungenmeridian moderat einwirken kann.
Aller Anfang ist schwer
Selten stellt sich das gewünschte Körpergefühl direkt nach der ersten Praxis ein. Unruhe, Kopfschmerzen, ein Kribbeln können erste Entgiftgungserscheinungen sein. Doch es lohnt sich, dran zu bleiben. Und das ist wohl die schwerste Übung überhaupt auf dem Yoga Weg.
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